Die Brücke
Geschichte und Architektur
Sie ist nicht nur ein geschütztes Kulturdenkmal, sondern auch die längste durchgehend mit Häusern bebaute Brücke Europas. Eng verbunden mit der historischen Handelsstraße Via Regia, galt sie im Mittelalter als ein pulsierendes Handelszentrum. Bereits 1156 wurde die Brücke urkundlich als „Pons rerum venalium“ - Brücke der feilgebotenen Dinge – erwähnt und lädt heute wie damals noch immer zum Flanieren und Entdecken ein. Verschiedenste Händler und Handwerker nutzten die Brücke, um ihre Waren zu transportieren und zu verkaufen. Unter ihnen waren sowohl Krämer, Apotheker als auch Goldschmiede. Da die Händler oft auch ›Krämer‹ genannt wurden, betitelte man die Brücke schließlich als ›Krämerbrücke‹.
Kurze geschichtliche Fakten zur Krämerbrücke
Die Furten durch die Gera sind namengebend und prägend für die Stadtanlage Erfurts. Hier treffen sich viele wichtige Fernwege aus allen Himmelsrichtungen. Zu unbekannter Zeit im Mittelalter werden erste befestigte Flussübergänge geschaffen, darunter auch der hölzerne Vorgänger der Krämerbrücke.
1110
An jedem Ende der Brücke befindet sich eine sog. Brückenkopfkirche. Die Ägidienkirche (Osten) wird 1110 erstmals in einer Urkunde genannt, die Benediktskirche (Westen) tritt erst im 13. Jh. schriftlich auf, bestand aber ebenfalls schon länger.
Die Krämerbrücke selbst wird erstmals urkundlich erwähnt. Ihre Bezeichnung als „pons rerum venalium“ (Brücke der feilgebotenen Dinge) deutet auf die schon länger bestehende Nutzung als Marktfläche für wertvolle Kramwaren hin. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Stände und hölzerne Buden.
Pachteinnahmen für diese Verkaufsbuden stehen verschiedenen Stiftskirchen und Klöstern zu. Der sich im 13. Jh. ausbildende, aus reichen Bürgern bestehende Stadtrat verfolgt die Kontrolle über die wichtige Brücke sowie den Handel auf ihr und beabsichtigt einen Steinbau. Daher wurden diese klösterlichen Rechte durch die Stadt erworben, darunter auch Brotbänke und eine Garküche am Wenigemarkt.
1325
Warum sich der Bau verzögert, ist nicht bekannt. Es ist nur eine knappe Notiz in der Chronik des Petersklosters, die uns mitteilt, dass in diesem Jahr die steinerne Brücke fertiggestellt wurde und dafür hohe Ausgaben nötig sind. Die bis heute bestehende, aus regionalem Sandstein errichtete Brücke hat sechs Bögen, eine Länge von 125 m und eine Breite von 19 m.
Auf dieser Brücke bestehen wiederum Verkaufsstände, aber wohl noch keine bewohnten Häuser. Zunftregelungen der Krämer informieren uns über die vielen importierten Waren, die gehandelt werden, darunter Gewürze, Gold, Seidenstoffe und Farben, aber auch Brillen, Glas aus Venedig, Korallen, Feigen, Rosinen, Reis oder Lakritz. Die Erfurter Krämer werden durch diesen Handel reich und drängen seit dem 14. Jh. immer stärker in den Stadtrat.
Der größte Brand der Erfurter Stadtgeschichte beschädigt auch die Krämerbrücke schwer. In der Folge wird die Brücke umgebaut, sie wird durch Sprengwerke auf 26 m verbreitert und es werden feste Häuser errichtet. Spätestens jetzt wird die Brücke auch bewohnt.
16.–18. Jh.
Immer wieder brennt es auf der Brücke. Im Laufe der Jahrhunderte werden die Häuser umgebaut, aus 62 Häusern werden schrittweise 32. Der Kramhandel leidet unter dem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt ab dem 17. Jh. Oft gibt es Streit zwischen den Krämern und anderen Händlern, immer häufiger ziehen auch Handwerker auf die Brücke.
1810
Die Kirchen werden nach der Reformation nur noch wenig genutzt. Zu Beginn der 19. Jahrhunderts gehen sie schließlich in Privatbesitz über. Die Benediktskirche wird ab 1810 abgerissen.
1895
Die moderne Großstadt bedrängt die Krämerbrücke. Ende des 19. Jh. werden die letzten Teile der Benediktskirche und Häuser an der Gera abgerissen. Die Rathausbrücke wird für den zunehmenden Verkehr errichtet. Der Abriss der Brücke selbst kann durch bürgerliches Engagement verhindert werden, steht aber bis ins frühe 20. Jh. immer wieder zur Diskussion.
1985
Der große Stellenwert der Krämerbrücke und leichte Kriegsschäden führen auch zu DDR-Zeiten zu vielen, denkmalpflegerisch modernen Restaurierungen. In den 1980er Jahren werden die Brücke selbst und die Gewölbe sehr aufwendig saniert.
1996
Die Stiftung Krämerbrücke wird durch die Stadt eingerichtet. Sie gewährleistet den Erhalt der Brücke, aber auch ihre denkmalgemäße Nutzung durch Handwerk, Ladenlokale und kleine Galerien.
Grafik erstellt von Frau Andrea Heese-Wagner
Am Fuß der Krämerbrücke (Zugang Benediktsplatz) stand früher als Pendant zur Ägidienkirche die Benediktikirche. Sie wurde 1895 abgerissen. An ihrem früheren Standort zeichnen Natursteine ihren Grundriss nach. Und auch virtuell kann man sie erleben: einfach den QR-Code am Standort scannen und auf www.erfurt-tourismus.de/benediktikirche die interaktive 3D-Ansicht erleben.
Ein Rundgang in zwölf Stationen um, an und auf der Brücke. Einfach die QR-Plaketten scannen und Einblicke in die Geschichte, aber auch in das heutige Brückenleben erhalten. An beiden Aufgängen zur Brücke, auf dem Wenigemarkt und auf dem Benediktsplatz befindet sich je ein Startpunkt in diese 24/7 frei verfügbare Tour. Weitere Informationen und die QR-Codes werden im Laufe des Jubiläumsjahres verfügbar sein.